• 2015 · Johannes Petter

    Immobilienmakler · Wildau

    Beschreibe bitte dein Unternehmen.

    Gegründet habe ich vor knapp vier Jahren ein Unternehmen mit dem Namen „FrozenJoe“ als GmbH, mit einem damals einmaligen Konzept in Deutschland. Im Gegensatz zu anderen Frozen Yoghurt-Läden setzen wir auf Selbstbedienung und eine einfache Preisgestaltung. Der Kunde wählt einen Becher und füllt sein Eis selbst ab. Dabei kann er, wenn er möchte, auch mehrere Sorten mischen. Auch Toppings, also die Streusel-, Obst- und Nusszugaben, können frei gewählt werden und sind im Preis inklusive. Daraus entstand knapp ein Jahr später ein Franchise-Unternehmen. Die GmbH als solche mit ihren zwei Standorten habe ich aber veräußert; alle 20 Mitarbeiter*innen sind teilweise übernommen worden und arbeiten immer noch in den Läden. Bei mir liegt nur noch das Franchise und parallel dazu habe ich mich in das Immobiliengeschäft begeben. Mein Hauptstandbein liegt nun also nicht mehr in der Gastronomie, weil die einfach ein sehr schwieriges Pflaster ist. Außerdem ist das Geschäft mit Frozen Yoghurt bzw. generell Eis ein starkes Saisongeschäft und unkontrollierbar. Selbst in einem Center laufen die Geschäfte im Winter wesentlich schlechter und die Kalkulation der Mitarbeiter ist nicht ganz einfach. Also wollte ich mich ein wenig von der Sache distanzieren und in ein Geschäftsmodell einsteigen, was nachhaltiger und kalkulierbarer ist.

    Meine Eltern haben schon lange mit Immobilien zu tun und durch sie habe ich das Geschäft von Grund auf gelernt; ich hatte schon immer Interesse daran. Jetzt war der richtige Zeitpunkt, in dieses Geschäft einzusteigen. Ich bin jetzt seit etwa einem Jahr freier Immobilienmakler bei Engel & Völkers.

    Was ist das Besondere an deiner Arbeit?

    Ich arbeite nicht; ich mache das, was mich glücklich macht. Seit ich aus der Schule raus bin, gab es noch keinen Tag, an dem ich unglücklich war oder mich zwingen musste, zur Arbeit zu gehen. Ich kann mein eigener Chef sein – und das macht für mich die Selbstständigkeit aus. Es ist immer gut, selbstständig zu arbeiten, weil man seine Arbeit selbst gestalten kann und Spaß hat, ob man nun selbstständig für sich selbst oder selbstständig für jemand anderes arbeitet. Natürlich fällt man damit auch mal auf die Nase, aber das gehört dazu. Man lernt ja auch nicht an einem Tag laufen.

    Warum bist du damit erfolgreich? Was hat sich im Laufe der Jahre geändert?

    Mit 23 Jahren habe ich schon vier Jahre Berufserfahrung und der jugendliche Leichtsinn ist nicht mehr so ausgeprägt. Es ist Respekt entstanden vor der Selbstständigkeit. Gerade wenn man ein junger Gründer ist, geht man an das eine oder andere leichtsinniger ran, was aber positiv ist, weil man groß denkt und sich was traut. Zu viel Vernunft kann einen Traum kaputtmachen. Ich habe viele Erfahrungen gesammelt und die Herangehensweise an das Arbeiten hat sich verändert. Früher hätte ich am liebsten fünf oder sechs Ideen gleichzeitig verwirklicht und alles ausprobiert. Parallel zu FrozenJoe hatte ich noch zwei weitere Unternehmen gegründet, die ich aber gar nicht richtig verfolgen konnte, weil die Zeit fehlte. Ich fasse heute nichts mehr an, von dem ich nicht weiß, dass ich mit 100 Prozent dabei sein kann, dass ich die passende Kompetenz dafür habe.

    Der Mensch dahinter

    Schon während der Abiturphase habe ich begonnen, meine Selbstständigkeit aufzubauen und das erste Geschäft eröffnet. Ich habe keine Ausbildung gemacht; im Rahmen von zunächst kostenfreien Arbeitsleistungen erwarb ich alle nötigen Fähigkeiten.

    Meine Eltern haben den Wunsch, mich gleich nach der Schule selbstständig zu machen, zunächst überhaupt nicht unterstützt. Sie wollten, dass ich zuerst studiere. Ich sollte was Richtiges anfangen und musste sie erst überzeugen. Aber ich war derjenige, der selbst das Konzept geschrieben hat, und bin zur Bank gegangen, habe im Internet nach Informationen und freien Flächen gesucht. Und dann habe ich als 18-jähriger dort auf der Ladenfläche gestanden und gesagt, dass ich sie anmieten möchte. Irgendwann kam der eine, der an mich und meine Idee glaubte, und mir eine Ladenfläche vermietet hat. Ich habe nicht aufgegeben.

    Dein Bezug zu Brandenburg

    Man sollte sich immer mit seinem ersten Geschäft – sei es stationärer Einzelhandel oder Onlinegeschäft – auf einen Ort konzentrieren, den man gut kennt. Die Menschen sind überall anders; z. B. haben wir eine Filiale in Hamburg eröffnet, aber die lief nicht so gut. Ich kenne die Hamburger nur von einzelnen Besuchen, aber nicht deren Bedürfnisse. Es war mir also wichtig, meinen ersten Laden bei mir um die Ecke, also in Wildau, zu gründen. Ich habe damit Fahrwege gespart, konnte Freunde und Familie gleich als Kunden miteinbeziehen und weiß, wie die Leute hier ticken. Ich habe nicht bei Null angefangen.

    Aus welchem Grund hast du dich damals selbstständig gemacht?

    Bei mir war es schon immer so, selbst zu Schulzeiten, dass ich die Führung ungern aus der Hand gegeben habe. Ich war derjenige, der die Aufgaben in der Gruppe verteilte, weil ich darin meine Stärke gesehen habe. Meine Stärke ist nicht, Aufgaben sorgfältig und am besten bis zum Ende auszuführen, sondern eher im Team Kompetenzen zu erkennen und das Team schnellstmöglich zur Lösung bzw. zum Ergebnis zu führen. Das wollte ich fortführen.

    Ich wollte nicht für jemanden arbeiten, sondern für mich.

    Die wichtigste Erfahrung als Gründer?

    Vorher richtig analysieren, was richtig ist. Nicht immer ist der erste Gedanke der richtige, nur weil es plausibel klingt. Man sollte schon vorher ergründen, welcher Baustein für mich selbst gesetzt ist, sei es familiär, sei es als Erfahrung aus vorherigen Arbeitsverhältnissen. Man sollte etwas suchen, worin man anderen (in seinem Alter) einen Schritt voraus aus ist, weil sich daraus die besondere Expertise entwickelt.

    Für die Ladeneinrichtung brauchte ich 150.000 €, die mir nur zum Teil meine Hausbank gegeben hat. Ich musste mir Fördermittel holen und stille Beteiligungen innerhalb des Freundeskreises. Ich bin mit Investoren in Kontakt getreten, die mich unterstützt haben. Einen Investor musste ich einmal in der Woche anrufen und ihm über den Fortschritt berichten.

    Was waren die Stolpersteine als Gründer? Welche sind es in deiner jetzigen Selbstständigkeit?

    Diese Stolpersteine gibt es immer und sie gehören dazu. Mein größter Fehler war, Leute ins Unternehmen zu holen, die ich zu kurz kannte. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, gründet allein, weil man immer andere Herangehensweisen und Meinungen hat. Verschiedene Meinungen sind gut, zu viele Meinungen ziehen runter. Bei zwei Leuten findet man vielleicht noch eine gemeinsame Entscheidung, ab drei wird es schon kompliziert. Insofern mein Tipp: Man ist selbst so schnell und effektiv, wie man es zeitlich durchzieht. Experten kann man sich durchaus hinzuziehen und bezahlen. Da ist man besser aufgestellt, als mit einem Partner zweiter Wahl. Anders ist es mit einem Freund zu gründen, weil man gemeinsam auf eine unglaubliche Idee gekommen ist, von der beide absolut überzeugt sind, weil man es zusammen aufbaut. Wenn man aber im Laufe der Gründung jemanden kennenlernt, von dem man denkt, er könnte mir weiterhelfen, dann sollte man besser Kooperationsverträge schließen und ihn nicht als Gesellschafter oder Geschäftsführer ins Boot holen.

    Bei mir war der Start von „FrozenJoe“ sehr entspannt, womit niemand gerechnet hat. Die Umsätze, die ich am Anfang erreicht habe, haben jeden umgehauen. Und dann wurde es kompliziert, weil ich versucht habe, zu schnell zu wachsen und mich übernommen habe. Ich habe schnell die zweite Filiale eröffnet und den zweiten Kredit aufgenommen. Ich habe nicht lange genug getestet, wie bewährt das System ist.

    Was sind für dich die Vorteile & Nachteile der Selbstständigkeit?

    Nachteil ist, dass man nie weiß, was am nächsten Tag passiert. Man kann sich schlecht auf etwas vorbereiten und kann schlecht kalkulieren, wie es morgen finanziell aussieht. Das ist das Risiko der Selbstständigkeit, diese Ungewissheit. Es ist aber auch gleichzeitig der Vorteil, man kann selbst gestalten. Gerade für kreative Menschen ist es toll, sich nicht im Mindset einschränken zu lassen und freie Entscheidungen zu treffen. Man wird glücklicher durch das, was man jeden Tag frei gestalten kann. Der finanzielle Erfolg kommt später, wenn man gut in dem ist, was man tut und seinen Spaß hat.

    Was empfiehlst du anderen Gründer*innen bzw. Jung-Unternehmer*innen?

    Wäge ab, ob du der Herausforderung gewachsen bist – Habe ich genug Zeit? Bin ich im Moment finanziell unabhängig? Habe ich die Möglichkeit, eine Weile kein Geld zu verdienen? Wie einzigartig ist mein Geschäftsfeld, das ich aufbauen möchte? Wieso glaube ich, damit Geld verdienen zu können? Bin ich mit meinem Angebot oder meiner Dienstleistung besser als andere?

    Erfinde das Rad nicht neu! Ich habe mir angeschaut, was es gibt und was erfolgreich läuft. Es gibt ja so gut wie alles schon. Ich habe mir die Abläufe in anderen Eisläden genau angeschaut, überlegt wie ich es besser machen kann, und mit kleinen Veränderungen habe ich mein Unternehmen umgesetzt. Der Blick hinter die Kulissen hat mir schon viele Fragen beantwortet und ich hatte einen guten Eindruck, ob ich das machen will oder nicht.

    Wenn eine Sache nicht den Erfolg bringt, den man sich wünscht, hat es manchmal auch mit den gesellschaftlichen Zwängen zu tun: Umso mehr Leute ich nach ihrer Meinung frage, desto mehr Meinungen habe ich dann. Fragt nicht zu viele Menschen! Hört auf euer Bauchgefühl, denn es trifft oft die richtigen Entscheidungen! Mein Bauchgefühl hat mich noch nicht oft enttäuscht. Man kann sich immer, egal wie alt man ist, noch verändern und sollte das machen, was sich richtig anfühlt. Ich denke: Man ist so stark, wie sein eigener Wille; und den sollte man sich von niemanden kaputt machen lassen.

    KONTAKT

    Johannes Petter

    johannes.e.petter(at)gmail.com

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